„Hier bin ich – und male weiter“
Heute wird der Maler Klaus Fußmann 80 Jahre alt – eine große Retrospektive auf Schloss Gottorf zeigt Arbeiten aus sechs Jahrzehnten
Zwischen Spiegel und Bild: Klaus Fußmann bei der Arbeit an seinem Selbstporträt im Geltinger Atelier.michael staudt
Teil der Gottorfer Ausstellung: „B.F. Frühsaat mit Siamkatze“ (1992) zeigt Fußmanns Frau Barbara in Gelting. staudt
***
Zurück von Schloss Gottorf: 80. FUSSMANN – „Klaus der Große“.
Herren Wolfgang Timm, Carl-Huter-Zentral-Archiv, und Hans-Jürgen Hansen, Westküste.net, beide Husum, mit dabei auf dem 80. Fußmanns: Gebutstagsempfang und Ausstellungseröffnung „Fußmann Von Anfang an.“
PS: Gratulieren konnten wir Husumer dem großen Künstler auch persönlich, wir begegneten uns ja letzten Dezember in Galerie Peters in Husum Treibweg, dem Nachbarhaus ehemaligen Elternhauses von Oberstudienrätin aD. Gudrun Timm von 1980 bis 1995, die in Hamburg lebt. Meine damalige Positive, zwingend erforderliche bauliche Zustimmung zum Ausbau des ursprünglichen Viehschuppens, beschert Husum ja eine tolle Galerie nach großartigem Ausbau.
Unseren jung-dynamischen MP_SH Günther konnten wir auch noch persönlich begegnen, ein kurzes Wiedersehen nach Luther-Ausstellung letztes Jahr hier auf Schloss Gottorf.
Bei Wasser, Wein und Gebäck war auch noch Smalltalk mit Frau Sporendonk drin, nun befreit von der Last des Ministeramtes, wie ich ihr gegenüber bemerkte. Welterste Bischöfin aD. mit Gatten, also Husum auch gut vertreten.
***
GELTING/SCHLESWIG Die Augen sind am wichtigsten, das ist offensichtlich. Immer wieder springt der Pinsel zu ihnen zurück, für kleinste Änderungen nur, einen Strich oder einen kleinen Farbauftrag.
Und jedes Mal verändert sich der Blick des Malers:
Klaus Fußmann steht in seinem Geltinger Atelier, vor sich Staffelei und Spiegel. Er malt sich selbst, in Aquarellfarben. Anlass ist sein 80. Geburtstag, den er heute feiert. Die Idee lag nahe: Ein Geschichte über den Maler, der sich selbst beim Blick in den Spiegel porträtiert.
Eine persönliche Bilanz kurz bevor auf Schloss Gottorf eine Ausstellung eröffnet wird, die ab morgen auf eine andere Art sein Leben erzählt:
„Von Anfang an“ zeigt 150 seiner Werke aus 60 Jahren. Eine biografische Schau.
Es ist erstaunlich, mit welcher Sicherheit Fußmann die ersten Striche mit dem schwarzen Pastellstift setzt.
Fenster, Tisch mit Pinseln, aber auch die Umrisse von Kopf und Körper.
Sein Blick wandert zwischen Spiegel und Leinwand hin und her.
Es dauert keine Minute, dann ist die Grundaufteilung des Bildes fertig.
„Man muss den Anfang finden“, sagt er. Die meiste Zeit herrscht konzentriertes Schweigen, nur einmal sagt er leise:
„Ach“ – da ist ihm ein Strich am Kinn verrutscht, den er mit dem Tuch wegwischt.
Den Anfang finden, das galt auch für die Karriere des Malers, dessen Arbeiten heute in vielen wichtigen deutschen Sammlungen und Museen vertreten sind.
In der Reithalle des Landesmuseums hängen einige Bilder aus Fußmanns Anfängen, als er noch Student an der Berliner Hochschule für Bildende Künste war.
Unruhige Zeiten waren das, von 1962 bis 1966, in der geteilten Stadt, die einen großen Reiz auf Kreative ausübte.
Fußmann sucht damals seinen Weg zwischen der Gegenständlichkeit und der Abstraktion, die das Kunstgebot der Zeit war. Man sieht den Bildern in der Ausstellung den inneren Konflikt des jungen Malers an, er vermischt beide Richtungen.
„Das blieb nicht ohne Diskussionen“, sagt Fußmann und lacht.
Die Bilder in der Schleswiger Ausstellung lösen Erinnerungen aus.
Das Selbstporträt im Geltinger Atelier nimmt Form und Farben an.
Fußmann malt erstaunlich schnell, nur manchmal tritt er einen Schritt zurück und betrachtet das gesamte Bild.
Mit den Händen beschäftigt er sich länger, dann wechselt er zum Fenster im Hintergrund. Wie beiläufig entstehen Tiefe und Räumlichkeit.
Und zwischendurch springt er immer wieder zurück zu den Augen. „Sie sind entscheidend, für den Maler und für das Bild“, sagt Fußmann.
Es gibt eine Entwicklung in seiner Malerei, die sich in der Gottorfer Ausstellung gut nachvollziehen lässt.
Die Schau teilt sich in drei Bereiche: „Frühe Gemälde“, „Von Figur zu Landschaft“ und „Blumen und Landschaften“.
Letzterer wird im erhöhten Bereich der Empore gezeigt. „Da oben wird das Geld verdient“, sagt Fußmann. Ein selbstironischer Kommentar.
Seine Blumen und Landschaften sind so etwas wie sein Markenzeichen geworden – sein Werk aber umfasst viel mehr.
„Ja, die Blumen“, sagt er: „Die haben mir auch Kritik eingebracht.“ Zu lieblich und zu gefällig, heißt es dann. Dabei ist es vor allem die Vergänglichkeit der Blumen, die ihn fasziniert – wie überhaupt Verfall und Vergänglichkeit große Themen seiner Arbeit sind.
Das Selbstporträt in Gelting ist nach 50 Minuten fertig, ein alter Maler blickt aus dem Bild, mit wachem Blick.
Was sagt dieses Bild über Sie aus, Herr Fußmann? „
Es zeigt meine Auffassung von Kunst. Und dass es einfacher ist, andere zu malen.“
Der Blick in den Spiegel, auf sich selbst, ist offensichtlich auch mit 80 Jahren kein ganz leichter.
Und auch das Alter ist schwer zu greifen. „80 zu werden, weckt ein seltsames Gefühl, weil das meiste hinter einem liegt“, sagt Fußmann. Aber wenn er darüber nachdenke, komme er immer zu dem gleichen Schluss:
„Hier bin ich – und male einfach weiter.“
Martin Schulte Klaus Fußmann: Von Anfang an. Reithalle , Schloss Gottorf, Schleswig. Ab morgen bis 28. Oktober.
Zwischen Spiegel und Bild: Klaus Fußmann bei der Arbeit an seinem Selbstporträt im Geltinger Atelier.michael staudt
Teil der Gottorfer Ausstellung: „B.F. Frühsaat mit Siamkatze“ (1992) zeigt Fußmanns Frau Barbara in Gelting. staudt
GELTING/SCHLESWIG Die Augen sind am wichtigsten, das ist offensichtlich. Immer wieder springt der Pinsel zu ihnen zurück, für kleinste Änderungen nur, einen Strich oder einen kleinen Farbauftrag. Und jedes Mal verändert sich der Blick des Malers: Klaus Fußmann steht in seinem Geltinger Atelier, vor sich Staffelei und Spiegel. Er malt sich selbst, in Aquarellfarben. Anlass ist sein 80. Geburtstag, den er heute feiert.
Die Idee lag nahe: Ein Geschichte über den Maler, der sich selbst beim Blick in den Spiegel porträtiert. Eine persönliche Bilanz kurz bevor auf Schloss Gottorf eine Ausstellung eröffnet wird, die ab morgen auf eine andere Art sein Leben erzählt: „Von Anfang an“ zeigt 150 seiner Werke aus 60 Jahren. Eine biografische Schau.
Es ist erstaunlich, mit welcher Sicherheit Fußmann die ersten Striche mit dem schwarzen Pastellstift setzt. Fenster, Tisch mit Pinseln, aber auch die Umrisse von Kopf und Körper. Sein Blick wandert zwischen Spiegel und Leinwand hin und her. Es dauert keine Minute, dann ist die Grundaufteilung des Bildes fertig. „Man muss den Anfang finden“, sagt er. Die meiste Zeit herrscht konzentriertes Schweigen, nur einmal sagt er leise: „Ach“ – da ist ihm ein Strich am Kinn verrutscht, den er mit dem Tuch wegwischt.
Den Anfang finden, das galt auch für die Karriere des Malers, dessen Arbeiten heute in vielen wichtigen deutschen Sammlungen und Museen vertreten sind. In der Reithalle des Landesmuseums hängen einige Bilder aus Fußmanns Anfängen, als er noch Student an der Berliner Hochschule für Bildende Künste war. Unruhige Zeiten waren das, von 1962 bis 1966, in der geteilten Stadt, die einen großen Reiz auf Kreative ausübte. Fußmann sucht damals seinen Weg zwischen der Gegenständlichkeit und der Abstraktion, die das Kunstgebot der Zeit war. Man sieht den Bildern in der Ausstellung den inneren Konflikt des jungen Malers an, er vermischt beide Richtungen. „Das blieb nicht ohne Diskussionen“, sagt Fußmann und lacht. Die Bilder in der Schleswiger Ausstellung lösen Erinnerungen aus.
Das Selbstporträt im Geltinger Atelier nimmt Form und Farben an. Fußmann malt erstaunlich schnell, nur manchmal tritt er einen Schritt zurück und betrachtet das gesamte Bild. Mit den Händen beschäftigt er sich länger, dann wechselt er zum Fenster im Hintergrund. Wie beiläufig entstehen Tiefe und Räumlichkeit. Und zwischendurch springt er immer wieder zurück zu den Augen. „Sie sind entscheidend, für den Maler und für das Bild“, sagt Fußmann.
Es gibt eine Entwicklung in seiner Malerei, die sich in der Gottorfer Ausstellung gut nachvollziehen lässt. Die Schau teilt sich in drei Bereiche: „Frühe Gemälde“, „Von Figur zu Landschaft“ und „Blumen und Landschaften“. Letzterer wird im erhöhten Bereich der Empore gezeigt. „Da oben wird das Geld verdient“, sagt Fußmann. Ein selbstironischer Kommentar. Seine Blumen und Landschaften sind so etwas wie sein Markenzeichen geworden – sein Werk aber umfasst viel mehr. „Ja, die Blumen“, sagt er: „Die haben mir auch Kritik eingebracht.“ Zu lieblich und zu gefällig, heißt es dann. Dabei ist es vor allem die Vergänglichkeit der Blumen, die ihn fasziniert – wie überhaupt Verfall und Vergänglichkeit große Themen seiner Arbeit sind.
Das Selbstporträt in Gelting ist nach 50 Minuten fertig, ein alter Maler blickt aus dem Bild, mit wachem Blick. Was sagt dieses Bild über Sie aus, Herr Fußmann? „Es zeigt meine Auffassung von Kunst. Und dass es einfacher ist, andere zu malen.“ Der Blick in den Spiegel, auf sich selbst, ist offensichtlich auch mit 80 Jahren kein ganz leichter.
Und auch das Alter ist schwer zu greifen. „80 zu werden, weckt ein seltsames Gefühl, weil das meiste hinter einem liegt“, sagt Fußmann. Aber wenn er darüber nachdenke, komme er immer zu dem gleichen Schluss: „Hier bin ich – und male einfach weiter.“
Martin Schulte Klaus Fußmann: Von Anfang an. Reithalle , Schloss Gottorf, Schleswig. Ab morgen bis 28. Oktober.