Auf Luthers Spuren durch den Norden

von Werner Junge [Bearbeitung Medical.Manager Wolfgang Thomas [Timm], Husum.

LUTHERs NORDEN LINK/Quelle

http://luthers-norden.de/

Kurz vor dem Reformationstag kommtdie gemeinsam mit dem Pommerschen Landesmuseum in Greifswald konzipierte Ausstellung „Luthers Norden“ nach Schleswig-Holstein auf Schloss Gottorf.

AUSSTELLUNGSORT SCHLESWIG

Weil sich die beiden Häuser zusammengetan haben, konnten sie aus einem großen Fundus schöpfen – es gibt von Sonntag an also im Ostflügel des Schlosses Interessantes zu sehen – und eine große Vielfalt.

Luthers Norden„: Auf den Spuren der Reformation

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Mit der Ausstellung „Luthers Norden“ erinnern Museen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in diesem Jahr gemeinsam an die Reformation vor 500 Jahren in Norddeutschland.


Die Ausstellung zeigt 92 Objekte, darunter acht Porträts aus der Werkstatt von Lucas Cranach d.Ä., wie hier von Luther und seiner Frau Katharina von Bora.

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Luther selbst (links) war nie im Norden, aber an Nord- und Ostsee entstand das größte dauerhaft lutherische Gebiet Europas.


Das ist Martin Luthers Grab in Wittenberg.

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Im Schloss Gottorf ist die Ausstellung bis zum 28. Januar 2018 zu sehen.

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LUTHERs NORDEN Schloss Gottorf, Schleswig – endlich Sonnenschein am heutigen Sonntag

LUTHER´s NORDEN – IMPRESSIONEN ZUR ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG IM HIRSCHSAAL VON SCHLOSS GOTTORF. (HELIODA1) – Helioda1’s Weblog

https://helioda1.wordpress.com/2017/10/08/luthers-norden-impressionen-zur-eroeffnung-der-ausstellung-im-hirschsaal-von-schloss-gottorf-helioda1/

Gruß Wolfgang Thomas [Timm], Husum

PS: Netz-Community, hier paar Impressionen von heutiger eröffneter Ausstellung in Schleswig, die ich mit Rentner-Freund Hans-Jürgen genoss.Smalltalk mit Mp_SH Günther war auch noch drin! Ich sprach ihn nach seinem gut 1stündigen Rundgang persönlich an, er lief mir mit Gefolge in Ausstellung immer mal über den Weg, erstmals war ich positiv beeindruckt, daß die NEUE POLITIKER-GENERATION MP Günther sich Zeit und Musse nahm sich sehr lange und ausführlich die Ausstellung anzusehen und mit diversen Kunstinteressierten und Machern der Ausstellung ins Gespräch zu kommen!

Erstmals erlebte ich positiv, daß eine hochrangige Persönlichkeit, hier der neue Ministerpräsident Günther von Schleswig-Holstein, sich wirklich sehr viel Zeit für die LUTHERs NORDEN Ausstellung auf Schloss Gottorf, Schleswig, Zeit nahm, MP_SH Günther weilte sogar Tick länger als Herren Wolfgang Timm / Carl-Huter-Zentral-Archiv und Hans-Jürgen Hansen/ WestkuesteNet, beide Husum.

Hier fuhren Limousinen von MP Günther vor, um diesen weiter nach Berlin zu chauffieren, wir verließen vor Ministerpräsidenten Schloss Gottorf. Hinten noch Gesprächsrunde mit Günther. Meine erste persönliche Begegnung mit dem Anfang 40er Jahre jungen Ministerpräsidenten – Mensch Günther ist offen, interessiert, geht von sich aus auf die Menschen zu, hört zu, nimmt sich Zeit. ICH ERLEBTE POSITIV DIE NEUE GENERATION POLITIKER, seine Security hat sich auch sehr zurückhaltend verhalten, daß jeder Interessierte auch locker mit Günther ins Gespräch kommen konnte.

Martin Luther war nie im Norden.

Doch nirgendwo habe Martin Luther mehr geprägt und mehr Spuren hinterlassen als eben im Norden – sagt Museumsdirektorin Kirsten Baumann, die betont, dass dies keine Ausstellung über Martin Luther sei, sondern eine Ausstellung über „die Reformationen im Norden, die Protagonisten und die kulturellen Wandel.

Wir beschreiben den ganzen Ostseeraum, also das bis heute in sich größte geschlossene lutherische Gebiet.“

Reformation von oben und unten

PORTRÄT

mit Video

Johannes Bugenhagen – Reformator des Nordens

Er war Mitverfasser der ersten niederdeutschen Bibel, ein geschickter Verhandler und enger Freund Martin Luthers, dessen Reformation er in den Norden brachte.mehr

Getreue Luthers wie Johannes Bugenhagen spielen dabei eine zentrale Rolle. Möglich wurde der Wechsel zur neuen Lehre mit den Landesherren, die für Luther auch Kirchenherren sein sollten.

Das sei die eine Seite, die Reformation von oben, die andere Seite sei die Reformation in den Städten, die man mit dem Schlagwort ‚Reformation von unten‚ bezeichnen könnte.

„Wir haben beispielhaft drei Städte herausgegriffen – es waren gerade die großen Handelsstädte.

Husum

zum Beispiel ist der Ausgang der Reformation in den Herzogtümern“,erklärt Kuratorin Uta Kuhl.

Die Reformation oder präziser die Reformationen ordnen die Gesellschaft nicht nur religiös neu.

„Wer gewinnt eigentlich, wer profitiert?

Das sind tatsächlich die Fürsten, der Adel und in Teilen auch die Städte, gerade die Hansestädte, und insofern sind es auch immer ökonomische Fragen, die behandelt werden“, so Kirsten Baumann.

Mit Luthers Lehre verändert sich auch die Gesellschaft.

Ehepaar Luther – Vorbild für die „gute Ehe“

Reformation und Herrschaft

Zentral für „Luthers Norden“ ist die Frage nach Reformation und Herrschaft. Eine bedeutende Rolle spielte, so Kuhl, vor allem Christian III., der auf Schloss Gottorf geboren wurde: „Er hat Luther auf dem Reichstag in Worms erlebt.

Er führt schon als junger Herzog in Haderslev die erste Landeskirche ein –das Pilotprojekt der Reformation schon 1528

und

dann setzt er in Dänemark, sobald er an der Macht ist, die Reformation durch“ – und damit auch in den Herzogtümern Schleswig und Holstein.

Neue Aufgaben für Fürsten: Bildung

Reicher wurden die Fürsten durch die Reformation, aber sie bekamen auch neue Aufgaben. Dazu gehörte vor allem die Bildung. „Das gedruckte Wort und lesende Christen tragen die Reformation“, sagt Kuratorin Kuhl. Der Anspruch der Reformation war, dass jeder lesen können solle. Der Anspruch der Reformation, die volkssprachigen Bibeln seien eine entscheidende Grundlage für das gewesen, was wir heute wir heute als westliche Bildung und als Aufklärung verstünden.

Nationalsozialismus und Luther

Die Schau auf Gottorf bietet noch andere Aspekte. Sie endet mit einem Luther, der von den Nationalsozialisten vereinnahmt wird. „Die Geschichte des National-Protestantismus ist vielleicht noch nicht ganz zu Ende geschrieben“, meint Kuhl. Das glaube sie, sei etwas, was wir uns heute anschauen müssten, um uns deutlich zu machen, „wie weit unser Luther-Bild noch durch das 19. Jahrhundert geprägt ist und ob das nicht eigentlich der Vorhang ist, den wir erst einmal öffnen müssen, um in die Zeit von 1517 wieder zurückzukommen„.

„Luthers Norden“ ist dahin sicher ein beeindruckender Wegweiser. Die Exponate sind greifbar, wenn es um Liturgie und Volksglaube geht. Etwa bei Holzmodeln für Plätzchen oder – böse die Katholische Kirche auf den Arm nehmend – der Bowlentopf als Bischofsmütze.

Fotos Wolfgang Thomas [Timm] / Carl-Huter-Zentral-Archiv, Husum.

Doch die Reformation war vor allem durch das Wort und den Buchdruck getragen. Es ist sehr viel zu lesen, es sind sehr viele Themen.

Die animierten und interaktiven Stationen sind deshalb nicht nur schön, sondern auch nützlich. Trotzdem: auf jeden Fall ansehen, viel Zeit mitbringen und den schönen Katalog zum Nachlesen mitnehmen.

AUSSTELLUNGSORT SCHLESWIG

09. Oktober 2017 bis 28. Januar 2018

Schloss Gottorf vereint unter seinem Dach zwei Landesmuseen. Ihre Sammlungen spiegeln 120.000 Jahre Landesgeschichte, von der Altsteinzeit bis zur Kunst der Gegenwart.

Zu den bedeutenden Beständen des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte zählen die kirchliche Kunst des Mittelalters oder die Gemäldesammlung von der Renaissance über den Deutschen Expressionismus bis in die Gegenwart, darunter Werke von Lucas Cranach.

Möbel und Kunsthandwerk von der Renaissance bis zum Jugendstil geben Einblicke in frühere Lebenswelten.

Gottorf war seit dem 13. Jahrhundert Sitz der Herzöge von Schleswig. 1503 wurde Christian 111. auf Schloss Gottorf geboren, der Herzog von Schleswig und König von Dänemark, der in diesen Ländern die Reformation einführte.

Seit 1544 war Gottorf Sitz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf, die es im 17. Jahrhundert zu einem Zentrum der europäischen Geisteswelt machten.

DIE REFORMATION – EINE ZÄSUR

Das vorreformatorische Europa ist von der Einheit des westlichen Christentums geprägt. Darin vermischen sich Kirche und Welt, Religion und Politik. Einerseits erreicht die Intensität der Frömmigkeit einen Höchststand. Dem stehen eine starke Verweltlichung, soziale Unruhen und Verfallserscheinungen in Kirche und Gesellschaft gegenüber.

Das Leben wird von starken Jenseitserwartungen, in denen das Fegefeuer als reinigende Strafe eine zentrale Rolle spielt, begleitet.

Die Angst der Menschen vor dem Fegefeuer führt zu einem weit verbreiteten Missbrauch:

dem Ablasshandel.

Das ist der Anstoß, der den Stein ins Rollen bringt. Martin Luther veröffentlicht am 31. Oktober 1517 in Wittenberg die berühmten 95 Thesen gegen den kirchlich legitimierten Ablasshandel.

DER NORDEN

Die Ausstellung blickt über die heutigen Grenzen hinaus: im Norden nach Dänemark, im Osten nach Polen. Der Ostseeraum steht parallel zu den Vorgängen in Wittenberg vor gewaltigen politischen und sozialen Umbrüchen.

Das Großreich der Kalmarer Union – Dänemark, Norwegen, Schweden – zerfällt, ein König wird abgesetzt, zwei neue Dynastien entstehen. Die Fürstentümer im Ostseeraum müssen sich positionieren.

Außerdem bestimmen heftige Auseinandersetzungen zwischen den Hansestädten und den Fürsten um die Dominanz des Handels den Alltag.

In vielen Städten kommt es zu Unruhen zwischen der Bürgerschaft und den Räten. In dieser aufgeheizten Stimmung treffen die ersten aus Wittenberg kommenden Reformatoren im Norden ein. Der bedeutendste ist Johannes Bugenhagen.

MACHT ODER RECHT

Der Schutz vor Verfolgung, den Luther durch Kurfürst Friedrich den Weisen genoss, ermöglicht überhaupt erst den Durchbruch der Reformation. Auch die Fürsten des Nordens waren für die Reformation von entscheidender Bedeutung.

Im Ostseeraum gibt es ein dichtes Netzwerk von Fürsten, die Luther persönlich kennen bzw. einen umfangreichen Briefwechsel mit ihm führen. Aber nicht nur religiöse, sondern vor allem handfeste politische und ökonomische Motive stehen hinter der Einführung der evangelischen Konfession.

Umfangreiche geistliche Ländereien wechseln den Besitzer, große Mengen kirchlichen Silbers und Goldes wandern in die fürstlichen Schatzkammern und Münzstätten.

Auf der anderen Seite kämpfen die Hansestädte um Unabhängigkeit bzw. suchen ihre Machtpositionen gegenüber Fürsten und Klerus auszuweiten. Evangelische Parolen dienen der Legitimation, manchmal begleitet von Bilderstürmen.

Noch vor den Fürsten sind es Städte wie Stralsund und Lübeck, die protestantische Kirchenordnungen einführen.

SCHRIFT, BILD, MUSIK

In Folge einer technischen Errungenschaft, des Buch- und Bilddrucks, wird die Reformation zu einem medialen Ereignis. Zwischen 1520 und 1526 erscheinen ca. 11.000 Flugschriften in einer Gesamtauflage von geschätzten 11 Millionen Exemplaren.

Die Kombination von Wort und Bild erreicht und mobilisiert die Bevölkerung in einer Form, wie sie vorher nicht möglich war, vergleichbar mit der heutigen medialen Revolution. Das strahlt auch auf die Kunst aus: Lucas Cranach d. Ä. ein enger Freund Luthers, wird zum Erfinder neuer Bildthemen, die die Botschaft des Reformators veranschaulichen.

Dem Wort und Bild gleichwertig an die Seite gestellt wird die Musik. In Folge der Reformation entstehen neue musikalische Formen wie der Choral. Die Entwicklung von Oratorien und Kantaten wird gefördert. Die Reformation artikuliert sich in einem Dreiklang aus Schrift, Bild und Musik.

UND DANACH?

Spuren der Reformation

Die Ausstellung zeigt die vielfältigen Wirkungen der Reformation im Norden weit über das 16. Jahrhundert hinaus. Im Städtebau und in der Alltagskultur ebenso wie in der Hochkultur – überall lassen sich bis heute Spuren der Reformation finden.

Anhand bedeutender Beispiele werden die Impulse der Reformation auf die Bildende Kunst gezeigt: in Werken von Caspar David Friedrich, Christian Rohlfs oder Ernst Barlach.

In einer weitgehend säkularisierten Welt gilt es das Erbe der Reformation im Norden zu entdecken – nicht nur versteckt im „Bischof“ oder dem beliebten „Pharisäer“.

Croy trifft Cranach

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist der einzigartige, 4×7 Meter große Croy-Teppich von 1554 im Pommerschen Landesmuseum. Er ist nationales Kulturgut und ein eindrucksvolles Zeugnis der Landes-, Kultur- und Reformationsgeschichte Pommerns und Sachsens.

Aus Sachsen brachte die Gottorfer Herzogin Maria Elisabeth eine bedeutende Sammlung von Cranach-Gemälden mit. Auf Schloss Gottorf befindet sich heute eine der bedeutendsten Cranach-Sammlungen im Norden.

Weitere Objekte (Auswahl):

• Originale Drucke Martin Luthers und Johannes Bugenhagens

Albrecht Dürer, „Die kleine Passion“

• Kelch aus dem Zisterzienserinnenkloster Krummin auf Usedom

• Kelch aus dem Adeligen Kloster Preetz

• „Lutherbecher“ von Nikolaus Leiß, Augsburg

• Möbel und Alltagsgegenstände mit biblischen Szenen

• Quentin Massys, Maria an der Fensterbank und Jan von Scorel, Maria mit dem Kind

• Caspar David Friedrich, Ruine Eldena im Riesengebirge

• Philipp Otto Runge „Petrus auf dem Meer“

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