500 JAHRE REFORMATION

[WORK – IN ARBEIT]

Luther der Große

VON REINHARD MÜLLER

-AKTUALISIERT AM 31.10.2017-17:04

Martin Luther erschütterte als einzelner, abtrünniger Mönch die Welt. Er war ein Mann des Wortes, aber auch der Tat, dessen Mut heute kaum mehr zu fassen ist. Auch die katholische Kirche verdankt ihm viel. Ein Kommentar.

500 Jahre Reformation: Luther der Große

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/500-jahre-reformation-luther-der-grosse-15271204.html

Heldenverehrung passt nicht so recht zur modernen Demokratie – auch wenn nicht nur der Boulevard voll von allerlei merkwürdigen Stars ist. Im Fall Martin Luthers ging es in der vergangenen Dekade vor allem darum, den Reformator zwar irgendwie aus seiner Zeit heraus zu verstehen, aber ihn nach heutigen Maßstäben zu messen.

Doch wenn jemand groß war in seiner Wirkung – dann er. Luther erschütterte als einzelner, abtrünniger Mönch die Welt. Er ordnete bei weitem nicht nur die Christenheit neu. Und wenn man bedenkt, wie sehr unser Denken und unsere Geschichtsbücher voll von „Helden“ sind, die ihre Macht ererbt hatten und mit Eisen und Blut verwalteten und ausbauten, dann strahlt Luther umso heller.

Er war ein Schöpfer des Deutschen, das wir heute noch sprechen, und der bis heute größte Publizist des Landes. Gewiss: Vieles von dem, das nach ihm kam, hatte er so weder voraussehen können noch beabsichtigt. Aber die Folgen seines Wirkens für Freiheit und Verfassung, für Staat und Säkularität, für die Fürsorge und (gegen) die Obrigkeit sind gewaltig.

LUTHER DER GROSSE

Evanglische Kirche feiert 500 Jahre Reformation

Video: reuters, Bild: SINGER/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Er war ein Mann des Wortes, aber auch der Tat, dessen Mut heute kaum mehr zu fassen ist. Er verfasste Hetzschriften, aber er führte nicht das Schwert, er war radikal und stellte eine Weltmacht in Frage. Und vor allem wegen dieser Radikalität wirkt Luther heute fremd. Deshalb spricht man lieber unpersönlich von „der Reformation“ als vom Kirchengründer.

Auch die katholische Kirche verdankt ihm viel. Bis er heiliggesprochen wird, dürfte es noch dauern. Wer aber Luther heute noch nur als Ketzer sieht, müsste Nelson Mandela als Terrorist und Stauffenberg als Hochverräter bezeichnen.

Quelle: FAZ.NET

Hans Brüggemann und die Reformation in Schleswig-Holstein

WestküsteNet – Hans Brüggemann und die Reformation

http://www.westkuestenet.de/husum6.php

Es kam vieles in der Zeit vor und nach der Reformation 1517 zusammen, damit ein Werk wie das Bordesholmer Altar im Schleswiger Dom, entstehen konnte. Nicht vor 1511, in diesem Jahr entstand Albrecht Dürers kleine Passion, das Vorbild für Brüggemanns Schnitzaltar, aber auch nicht nach 1524, dem Beginn der Reformation im damaligen Husum und im Herzogtum Schleswig. Was dem nach Appuhn aus Walsrode stammenden Bildschnitzer in nur wenigen Jahren in Bordesholm und Husum gelang, war nur denkbar angesichts vermögender und ehrgeiziger Auftraggeber, wie u. a. Herzog von Schleswig und späteren König Friedrich I. von Dänemark, die Überragendes für die Ausgestaltung ihrer Kirchen, Schlösser und Privathäuser verlangten.

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Hans Brüggemann und die Reformation im Landesteil Schleswig – insbesondere in Husum

Es kam vieles in der Zeit vor und nach der Reformation 1517 zusammen, damit ein Werk wie das Bordesholmer Altar im Schleswiger Dom, entstehen konnte. Nicht vor 1511, in diesem Jahr entstand Albrecht Dürers kleine Passion, das Vorbild für Brüggemanns Schnitzaltar, aber auch nicht nach 1524, dem Beginn der Reformation im damaligen Husum und im Herzogtum Schleswig. Was dem nach Appuhn aus Walsrode stammenden Bildschnitzer in nur wenigen Jahren in Bordesholm und Husum gelang, war nur denkbar angesichts vermögender und ehrgeiziger Auftraggeber, wie u. a. Herzog von Schleswig und späteren König Friedrich I. von Dänemark, die Überragendes für die Ausgestaltung ihrer Kirchen, Schlösser und Privathäuser verlangten. (Horst Appuhn, S. 55)

Der Brüggemann-Altar im Schleswiger Dom

Die mittelalterlichen Kirchen im Herzogtum Schleswig waren reich ausgestattet mit Altären und Heiligenfiguren. Nach dieser Zeit leisteten die Reformatoren mit ihren Bilderstürmern und Wiedertäufern ganze Arbeit und ließen die Kirchen leerfegen. Wenn auch das Herzogtum Schleswig unter dem Einfluß des Reformators Martin Luthers von der Bilderstürmerei weitgehend verschont blieb, so ist die Höhe dieser Kirchenkunst nie wieder erreicht worden, da der Kirchenbau für einige Jahrzehnte stagnierte und deshalb auch keine Bildwerke mehr verfertigt wurden. Auch die zahlreichen Nebenaltäre, in Lübeck 90, in Husum 19, wurden nach der Reformation nicht mehr gebraucht. (Horst Appuhn, S. 47 f.) Diese Skulpturen wurden später häufig auf Dachböden und in Rumpelkammern gebracht. So war es dem Landeskonservator Richard Haupt und dem Flensburger Museumsgründer Heinrich Sauermann zu verdanken, daß die die hölzernen Kunstwerke am Ende des 19. Jahrhunderts ins Museum gebracht und so vor dem Verfall bewahrt wurden.

Dem Hsns Brüggemann zugeschriebenen Drachentöter St. Jürgen (Georg) aus der ehemaligen Marienkirche in Husum, heute im Nationalmuseum Kopenhagen

Tafel „Auferstehung Christi“ (Ausschnitt)

Über das eigentliche religiöse Leben Husums vor der Reformation sind wir nur bruchstückhaft unterrichtet. In den Jahrzehnten vor der Reformation hatte sich das religiöse Empfinden allgemein gesteigert. Es gab es die Phase tiefster Frömmigkeit und Gläubigkeit, die sich „Devotio moderna“ nannte, und die sich vor allem in der nördlichen Hälfte Deutschlands verbreitete. Sie drückte sich vor allem in der sogenannten Werkfrömmigkeit aus. Fromme Stiftungen, Wallfahrten, Ablaßhandel und Wunderglauben waren an der Tagesordnung., In den Städten der Herzogtümern wurden kirchliche Einrichtungen stärker als je zuvor zu Geldsammelstellen, die ihnen eine beachtliche Bewegungsfreiheit auf dem Kreditmarkt verschafften. (Lorenzen-Schmidt, S. 23)

Tafel „Johannes der Täufer und die Erzväter in der Hölle“ (Ausschnitt)

Die neue Gläubigkeit zielte auf genau das, was hauptsächlich nach den Evangelien der Bibel und den überlieferten Legenden und der Bildtradition dargestellt wurde. Der Mensch sollte an den Leiden des Herrn teilnehmen und ebenso wie er sein Kreuz auf sich nehmen. Es wurden die höchsten Ansprüche an das Gewissen gestellt und diese formten in ihrer Frömmigkeit das Leben der Menschen in einer Zeit, kurz bevor Martin Luther auftrat. Die evangelische Reformation wäre sicherlich in Norddeutschland nicht so schnell vorgedrungen, wenn die Glaubensbewegung der „Devotio moderna“ die Menschen nicht darauf vorbeireitet hätte, denn sie beeinflußte nicht nur in die Klöster, sondern auch das weltliche Leben in den Städten. So hatte sich auch 1490 in Bordesholm das dortige Augustiner-Chorherrenstift der „Windesheimer Reform“ angeschlossen und ermöglichte es Hans Brüggemann seine Tafeln im Altar im Sinne der neuen Frömmigkeit zu gestalten. (Horst Appuhn, S. 51 ff.)

Tafel „Kreuzigung“ (Ausschnitt)

Hans Brüggemann, von Rantzau „Johannes Brugmannus Husensis“ genannt, mag nach Fertigstellung des Retabel (Fachausdruck für die Altarblätter in den Altären) in Walsrode, in Husum geblieben sein, jedoch seine Werkstatt aufgelöst haben. Rantzau erwähnt ebenfalls, daß Brüggemann ein ausgezeichneter Maler und Bildhauer (pictor et caelator) gewesen sei. Er soll an Ort und Stelle erst den Segeberger bis zum Jahre 1511 und dann von 1514 bis 21 den Bordesholmer Altar gefertigt haben. Über seine Jahre vor der Verfertigung der Altäre wissen wir nichts. Er muß mehrere Gehilfen gehabt haben, alleine hätte er so ein Werk mit 398 Figuren im Bordesholmer Altar nicht schaffen können. Er soll, als die Produktion der Altäre nachließ, sich später auch als Ziseleur betätigt haben. Der berühmte Husumer Taler mit dem Bildnis des Herzogs Friedrich wird ihm zugeschrieben. Er soll seine letzten Jahre im St. Jürgens-Stift in Husum verbracht haben und auf dem Klosterfriedhof im heutigen Schloßgrund begraben sein. Mehr als von diesen unbestätigten Lebensdaten wissen wir nicht. (Vgl. Magnus Voß)

Tafel „Kreuzigung Christi“ (Ausschnitt)

Drachentöter St. Jürgen (Georg) aus der ehemaligen
Marienkirche in Husum, heute im Nationalmuseum
Kopenhagen

Ablaß

In den handschriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Stadtsekretärs Johannes Henningsen gibt es folgende Stelle betreffend der Ablaßbewegung, leider ohne Quellenangabe, die auch Schleswig-Holstein erreichte:

• „Husum muß um 1516 schon wieder im Rufe der Wohlhabenheit gestanden haben, denn sonst hätte (..) der päpstliche Legat Angelus Arcimboldus es wohl nicht für zweckmäßig gehalten, auch unseren Ort mit seinem Ablaßhandel zu beschicken. Es mag ein schöner Jahrmarkts Aufzug gewesen sein, als der Legat, wie Zeitgenossen erzählen, auf einem braunen bunt aufgeschirrten und mit klingenden Turner Schellen behangenen Pferde reitend, von allerlei Geistlichen und Dienern begleitet von Osten her in die Stadt einzog und in der Herberge eines gewissen Hinrich Hucke in der Norderstraße Quartier (Lühmanns Haus) [ein]nahm.“

Die von ihm ausgegebenen Ablaßbriefe sollten den Käufern folgende Sündenvergebung bringen:

• „Ich spreche dich erstlich von aller Kirchenstrafe los welche du verdienet haben kannst, sie mögen so groß sein als sie immer wollen, und ich erlasse dir alle die Strafe, welche du im Fegefeuer wegen solcher Sünden auszustehen verdienet hast. Ich mache dich der Sakramente der Kirchen wieder theilhaftig, und setze dich wiederum in denselben Stand der Unschuld in welchem du gleich nach der Taufe gewesen, so, daß die Pforte der Höllen vor dir, wenn du stirbst, zugeschlossen sein, die Thüre des Paradieses aber offen stehen soll“.

Henningsen kommentiert diesen Vorgang so:

• „Man kann heute nicht begreifen, daß der Legat selber den Norden bereiste, während sein Untergebener Johann Tetzel in Deutschland das Geschäft betrieb. Vielleicht meinte er, wie ein Zeitgenosse schreibt, unser Volk sei einfältiger und freigebiger. Das Geld nahm der König ihm übrigens wieder ab. Ob er in Husum Geschäfte gemacht hat, habe ich nicht ermitteln können, wahrscheinlich ist aber, daß sein Erscheinen ein Anlaß zur guten Aufnahme der Reformation hier geworden ist.“ (J. Henningsen, S. 5 f.)

Ob Henningsen diese Geschichte für Husum nun aus zeitgenössischen wirklichen Quellen niederschrieb – ein Nachweis dafür konnte bis jetzt nicht gefunden werden – oder frei erfunden ist, wahr an dieser Geschichte ist, daß dieser Giovanni Angelo Arcimboldi, der spätere Erzbischof von Mailand, vom Papst beauftragt wurde, Geld für den Petersdom über den Ablaßhandel in Deutschland, Dänemark und Schweden aufzutreiben. In der Ernennungsurkunde wurden dem Ablaßhändler Arcimboldi im Reich ein Viertel und in Skandinavien die Hälfte der Einnahmen zur Deckung seiner Spesen zugestanden. Für den deutschen Teil setzte er den berüchtigten Johann Tetzel ein. Die Art des Ablaßhandels führte zum Konflikt mit Martin Luther, der gegen diese Art der Tilgung von Sündenstrafen im Jahr 1517 seine berühmten 95 Thesen verfaßte.

Rechts Giovanni Angelo Arcimboldi. Dom zu Mailand. Quelle: Wikipedia

Rolle der Herrschaft

Es war König Christian II., der Arcimboldus, dem Legat und Abgesandten des Papstes, die Ablaßgelder abknüpfte, die er in Lübeck und Holstein (und an der Westküste wohl auch Husum) und zusammen mit seinem Bruder auch in Dänemark und Schweden gesammelt hatte. Der König hatte ihn außerdem beauftragt, während seiner Schweden im Konflikt gegen Sten Sture dem Jüngeren zu vermitteln. Da er sich aber auf seiten Stures schlug, nahm der König ihm seine Einnahmen ab. Er konnte nach Lübeck entfliehen, während sein Bruder in Haft kam.

König Christian II. von Dänemark, Norwegen und
Schweden (Quelle: Wikipedia)

König Christian II. war mit den Lehren Luthers vertraut, und gegen den Willen der Stände und des Adels versuchte er, diese im Königreich zu verbreiten. Sein hartes Vorgehen gegen seine Gegner, besonders in Schweden, kostete ihm schließlich den Thron. Er ging ins Exil und hielt sich ab 1623 unter anderem kurze Zeit im Cranach-Haus in Luthers Wittenberg auf, bis er schließlich doch in Dänemark gefangengehalten wurde.

Die eigentliche Reformation in den Herzogtümern Schleswig und Holstein begann ab 1525 in Hadersleben des heutigen Dänemarks. Christian III., der Sohn von Herzog und König Friedrich, hatte diese auf dem Haderslebener Gebiet von oben her eingeführt. Der spätere Herzog und König Christian III. hatte Martin Luther noch selbst erlebt, da er am Reichstag zu Worms anwesend gewesen war.

Christian III. von Dänemark und Norwegen, um 1550 –
Original im Nationalhistorische Museum Dänemarks –
Schloß Frederiksborg (Quelle: Wikipedia)

Die Reformation, die angeblich von Husum aus im Herzogtum begann, fand vorerst ohne Hermann Tast statt.

Husum besaß bereits vor der Reformation eine Gelehrtenschule mit lateinischem Unterricht. Die Universität in Wittenberg war erst 1502 gegründet worden und zog auch einige Husumer Schüler an. 

Vorher waren es die Städte Rostock und andere, die für ein theologisches Studium in Frage kamen. Unter diesen Schülern war auch Hermann Tast, der sich 1511 für ein Semester in Wittenberg immatrikulierte. Ob er dabei mit Luther zusammengetraf, wäre immerhin theoretisch möglich.

König Friedrich I. von Dänemark und gleichzeitiger Herzog von Gottorf, trat erst 1524 für Religionsfreiheit in seinem Herrschaftsgebiet ein. Der Kaufmann Matthias Knutzen, der spätere Ratsherr in Kiel soll sein Haus für reformatorische Predigten in Husum zur Verfügung gestellt haben. Er suchte König Friedrich mehrmals auf, um Hermann Tast für die Reformation zu gewinnen, der sich somit erst ab 1527 sich aktiv der Reformation in den Herzogtümern widmete.

Vortrag von Hans-Jürgen Hansen am 15. 5. 2017 in Koppelsberg (Plön), ergänzt und zuletzt aktualisiert am 12. 8. 2017

König Friedrich I. von Dänemark und Norwegen – 

Original im Nationalhistorische Museum Dänemarks – 

Schloß Frederiksborg (Quelle: Wikipedia)

Grabmal von König Friedrich I. im
Schleswiger Dom (von oben)

Quellen und Literatur:

Horst Appuhn, Der Bordesholmer Altar und die anderen Werke von Hans Brüggemann, Königsstein im Taunus 1987 (Die Blauen Bücher)

Johannes Henningsen, Husum im 16. Jahrhundert, in: KANF J 23/119

Klaus J. Lorenzen-Schmidt, Husums Stellung in der Städtelandschaft der Herzogtümer 1490-1550, in Beiträge zur Husumer Stadtgeschichte, Heft 3/4 (1990/1991), S. 13-24

Albert Panten, Wer war Husums Reformator?, in Beiträge zur Husumer Stadtgeschichte, Heft 3/4 (1990/1991), S. 130-136

Wolfgang Teuchert, Aspekte der bildenden Kunst und Bildzeugnisse aus den Jahren der Reformation in Schleswig-Holstein, in Beiträge zur Husumer Stadtgeschichte, Heft 3/4 (1990/1991), S. 118-129

Uwe Albrecht, Hans Brüggemann – ein Hofkünstler?, in Beiträge zur Husumer Stadtgeschichte, Heft 6 (1998), S. 118-129

Magnus Voß, Chronik des Gasthauses zum Ritter St. Jürgen zu Husum, Husum 1902

Wie die Reformation nach Husum kam

Panten Vortrag 500 Jahre Reformation in Husum

http://kirche-in-husum.de/wp-content/uploads/2017/09/Reformation-Vortrag-12.10.2017-1.pdf

Albert Panten, Historiker aus Niebüll,sprach auf Einladung von Volker Articus, Vorsitzender der „Gesellschaft für Husumer Stadtgeschichte“, am Donnerstag, dem 12. Oktober 2017, um 19.30 Uhr in der Husumer St. Marienkirche über den Reformationsbeginn vor 500 Jahren und seine Verbreitung. Wolfgang Timm, Carl-Huter-Zentral-Archiv, Husum, war vor Ort. Beim Betreten der Husumer Marienkirche begegneten sich Kreator der Gesamtschau-Digital: Carl Huterˋs Original-Menschenkenntnis & Kallisophie, nichtakademisch und unsere ehemalige Welterste Bischöfin Jepsen mit Gatten.Die kirchliche Erneuerungsbewegung Mitte des 16. Jahrhunderts, die heute als „Reformation“ bezeichnet wird, nahm durch Martin Luther (* 10. 11. 1483, † 18. 2. 1546)

Martin Luther & neuer MP_Land SH Günther auf Schloss Gottorf.

Während seines anschließenden Zwangsaufenthalts auf der Wartburg bei Eisenachübersetzte Luther 1522 das Neue Testament in nur drei Monaten in die Sprache des Volkes. Die Übersetzung des Alten Testaments dauerte 13 Jahre. 1534 erschien die erste komplette Lutherbibel.

Hermann Tast

Hermann Tast

St. Marienkirche | Die Taufe | Die Glocken | Hermann Tast | | Bilder, Epitaphien und Grabplatten | Außenanlagen | Die Reformation Martin Luthers wäre nicht möglich gewesen ohne seine vielen Mitstreiter, ohne zahlreiche Freunde und manche Obrigkeit, die ihn unterstützten und für die Verbreitung der neuen Lehre sorgten.

Zu den vielen gehört auch Hermann Tast, der im damaligen Landesteil Schleswig, genauer: in seinem westlichen Bereich, dem heutigen Nordfriesland, für die Verbreitung und Durchsetzung der reformatorischen Lehre sorgte.

1490 wurde Hermann Tast in Husum geboren, vermutlich in einem Haus in der Süderstraße.

1511 hat Hermann Tast im damals noch katholischen Wittenberg studiert, und vielleicht Martin Luther als eben von der Romreise mit kritischen Berichten heimgekehrten Mönch erlebt.

1514 ist er bereits Geistlicher an der St.Marienkirche in Husum, wo er Dienst an einem der 19 Altäre versah.

In den folgenden Jahren muss ihn die reformatorische Lehre immer intensiver erreicht haben. Viele Theologiestudenten, die vermehrt aus Husums Bereich in Wittenberg studiert hatten, werden von den sich überstürzenden Vorgängen dort berichtet haben.

1522 hält Hermann Tast jedenfalls die erste evangelische Predigt in Husum, die ihm allerdings ein sofortiges Redeverbot einbringt.

Doch Husumer Bürger, Matthias Knutzen und dessen Frau stellten ihm Räume in ihrem Haus in der Süderstraße als Predigtstätte zur Verfügung.

Die große Zahl der Besucher zwang Hermann Tast bald, im Freien auf dem Gelände der Marienkirche zu predigen.

1524 hält Hermann Tast die erste evangelische Predigt in Eiderstedt in Garding.

Die reformatorische Botschaft von der Liebe Gottes, die keine Leistungen zur Vorraussetzung macht, weil niemand vor ihm durch Leistung bestehen kann, die bedingungslos jedem zuteil wird, zieht immer größere Kreise.

Die Ausbreitung dieser Botschaft ist nicht zuletztdurch ein Toleranzedikt des dänischen Königs Friedrich I vom 7.8.1524 gefördert worden. Zusätzlich wurden vom König so genannte “Schutzbriefe” ausgestellt, die Übergriffe von katholischer Seite verhinderten.DerSohn Friedrichs I, der spätere König

Christian III wird schließlich zum entscheidenden Förderer der Reformation, zunächst von Hadersleben aus, dann mit seiner Machtübernahme 1536 im gesamten Herrschafts- bereich.

Hadersleben, von wo aus Christian III regiert, wird geradezu ein “Wittenberg des Nordens”, als dort Geistliche in der reformatorischen Lehre unterrichtet und über deren Umsetzungvor Ort geschult werden.

Von Hadersleben aus bereitet Christian III schließlich die neue Kirchenordnung vor, die nach ihrer Genehmigung durch Bugenhagen und Luther und der Zustimmung des Landtages in Rendsburg 1540 für das dänische Königreich als verbindlich eingeführt wird.

Nachdem 1527 in Husum die reformatorische Wende als abgeschlossen angesehen werden kann, ist sie dies spätestens nach 1540 also im gesamten Königreich.

So haben sich die “Reformation von unten” (Hermann Tast) und “von oben” (Christian III) erfolgreich ergänzt. Hermann Tast wird 1538 zum Propst und Visitator für das südwestliche Schleswig ernannt. In dieser Funktion ist er auf der damals vor der Sturmflut von 1634 noch großen Insel Strand gewesen (in Odenbüll) und in Ostenfeld sowie vielen Orten des heutigen Nordfriesland.

Auch als Theologe hat Hermann Tast an wichtigen Entscheidungen mitgewirkt, etwa an der Flensburger Disputation, eine Auseinandersetzung mit dem Pellwormer Melchior Hofmann, sowie an der Erstellung der schon erwähnten Kirchenordnung in Hadersleben.

Am 11.5.1551 stirbt Hermann Tast und wird in der Marienkirche beigesetzt. Die Ergebnisse der Reformation im Norden:

• die Befreiung der Menschen von tief greifenden Ängsten, die Unmittelbarkeit jedes Einzelnen zu Gott und der ihm ohne Ausnahme der Person geltenden liebevollen Zusage.

• die Neuordnung der gesamten kirchlichen Verhältnisse

• die Einrichtung der ersten bürgerlichen Schule in Schleswig- Holstein durch Hermann Tast, der Husumer Gelehrtenschule

• die Freisetzung vieler Gelder nicht zuletzt mit positiven sozialen Folgen.

Quelle: Hermann Tast – Kirchengemeinde St. Marien Husum

http://www.st-marien-husum.de/seiten/st_marien/kirche/hermann_tast.phpDie alte Husumer Marienkirche, 1436 als Kapelle vollendet, 1470-1474 nach Westen erweitert und 1808 abgebrochen.

Die kirchliche Erneuerungsbewegung Mitte des 16. Jahrhunderts, die heute als „Reformation“ bezeichnet wird, nahm durch Martin Luther (* 10. 11. 1483, † 18. 2. 1546) mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche in Wittenberg ihren Anfang.

Anlass war der auch in Reihen der Geistlichkeit wenig vorbildhafte Lebenswandel, die Käuflichkeit kirchlicher Ämter und der Ablasshandel. Durch Luthers Wirken und seine ständige Berufung auf die Bibel auch auf dem Reichstag zu Worms 1521, wo er den Widerruf seiner Lehren vor Kaiser Karl ablehnte, es sei denn, er werde durch die Heilige Schrift eines Besseren belehrt, wurde das allgemeine Interesse an der Bibel geweckt.

Entscheidend für die schnelle Verbreitung von Schriften, Ablassbriefen und der Bibel war die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und der Druckerpresse um 1450 durch Johannes Gutenberg in Mainz.

Das Geburtsjahr des wohl ersten reformatorischen Predigers in Husum, Hermann Tast, wird mit 1490/91 angenommen, da Tast im 61. Lebensjahr am 11. Mai 1551 starb.

Sein Studium der Theologie an der Wittenberger Universität ist mit der Eintragung im Matrikelverzeichnis: „1. Mai 1511 – 18. Okt. 1511 H. Tast de Hussen, Slesvicensis diocesis“ belegt.

Hermann Tast war Schüler Luthers, kehrte nach Beendigung des Studiums als Vikar nach Husum zurück und predigte ab 1514 in der Marienkirche.

Nach intensiver Beschäftigung mit Luthers Schriften begann Tast 1522 mit der Verkündigung im Sinne Luthers, was ein Predigtverbot in der Kirche zur Folge hatte.

Tast fand Unterstüt- zung bei Matthias Knutzen, der sein Haus für Predigten zur Verfügung stellte. Da der Zuhörerkreis größer wurde, verlegte Tast seine Predigten auf den Kirchhof, der die Marienkirche umschloss.

Ob Tast wirklich, wie angenommen, erster Prediger im Sinne Luthers in Husum war, ist nicht sicher, denn mit ihm oder vielleicht schon vor ihm haben Theodoricus Pistorius (Becker) und Franz Hamer die neue Lehre hier verbreitet. Wir [konnten] es sicher von Albert Panten erfahren.

Ab 1527 wandelte sich durch Förderung Herzog Friedrichs die Lage von Hermann Tast, so dass er sein reformatorisches Bekenntnis in der Marienkirche verkünden und mit weiteren Geistlichen die Herzogtümer Schleswig und Holstein kirchlich reformieren konnte.

Ein Vergleich mit den katholischen Priestern sah vor, dass sie ihre Einkünfte behielten, auf das Recht der Predigt aber verzichten mussten.

Hanswerner Röhr

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