NISSENHAUS IN HUSUM EHRT SEINEN NAMENSGEBER LUDWIG NISSEN MIT HEUTE ERÖFFNETER SONDERAUSSTELLUNG. (HELIODA1)
Museum Nissenhaus Husum: Schleswig-Holsteins berühmtester Auswanderer: Neue Ausstellung zeigt das Leben von Ludwig Nissen | shz.de
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Nissenhaus ehrt seinen Namensgeber Ludwig Nissen mit Sonderausstellung
HUSUM/NEW YORK Vom Tellerwäscher zum Millionär – die Biografie des Husumer Auswanderers Ludwig Nissen (1855-1914) steht wie kaum eine andere für den „amerikanischen Traum“ vieler Einwanderer.
Als 16-Jähriger verließ Nissen 1872 seine nordfriesische Heimat und brach über das „Tor zur Welt“, die Hansestadt Hamburg, in die „Neue Welt“ auf – nach New York.
Zu diesem Zeitpunkt konnte er allenfalls hoffen, dass er 50 Jahre später zu einem der erfolgreichsten Auswanderer Schleswig-Holsteins zählen würde.
Im Nordfriesland-Museum in Husum zeigt eine Sonderausstellung das facettenreiche Leben des Deutsch-Amerikaners, der nach anfänglichen beruflichen Fehlschlägen in das internationale Edelstein- und Perlen-Geschäft einstieg
und
sich später als erfolgreicher „Selfmade-Man“ in den exklusiven Kreisen der New Yorker Wirtschaftselite bewegte.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Leiter des Auswanderer-Archivs im Bredstedter Nordfriisk-Instituut, Dr. Paul-Heinz Pauseback (siehe Interview unten).
Dass mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs und nicht zuletzt mit dem Kriegseintritt der USA am 6. April 1917 auf Nissen neue Herausforderungen zukamen und seine bislang durchgehende Erfolgsgeschichte hart auf die Probe gestellt wurde, ist in dieser Ausstellung ebenso Thema wie es seine vielfältigen Aktivitäten in Vereinigungen und Interessenverbänden sind.
Die Werkschau
präsentiert zudem ausgewählte Werke amerikanischer Kunst aus der Sammlung des Mäzens,
gibt Einblicke in das Privatleben von Katharine und Ludwig Nissen
und
zeichnet ein Bild von New York in jenen bewegten Jahren:
die Stadt als Hotspot von Einwanderung und Integration, zwischen Bürgerkrieg und Weltwirtschaftskrise, die aufsteigende schillernde Weltmetropole, die niemals schläft.
In ausgewählten Film-und Audio-Sequenzen wird all dies deutlich gemacht
und
zugleich ein Bogen in die Gegenwart gespannt.
Darüber hinaus begibt sich Regisseurin Martina Fluck, regelmäßiger Gast der Husumer Filmtage, auf Spurensuche in New York und Husum.
Ihre knapp 40-minütige Dokumentation „Ludwig Nissen“ ist im museumseigenen Kino zu sehen.
Heute verweist das Nordfriesland-Museum im sogenannten Nissenhaus auf die bedeutende Integrationsleistung seines Gründers, denn dieser vermachte testamentarisch sein Vermögen und seine bedeutende Kunstsammlung der Stadt Husum.
Nissen verband die Schenkung mit dem Wunsch, ein „Volkshaus“ mit Bibliothek, Museum und Kunstgalerie bauen zu lassen. Den Bau und die Einweihung des dreistöckigen Museumsgebäudes erlebte er nicht mehr. Ludwig Nissen starb 1924 in New York. Die groß angelegte Sonderausstellung würdigt sein Vermächtnis.
Sie wird morgen (28.) um 11.30 Uhr eröffnet und bleibt bis 29. Oktober in der Herzog-Adolf-Straße 25. hn
Virtueller Rundgang durch die Nissen-Villa
HUSUM Ab Mitte Juli dürfen sich die Besucher der Sonderausstellung auf ein ganz besonderes Exponat freuen:
Mittels einer Virtual-Reality-Brille haben Besucher der Ludwig-Nissen-Ausstellung Gelegenheit, einen faszinierenden Einblick in die ehemalige Wohnstätte des Millionärs-Ehepaars Ludwig und Katharine Nissen zu nehmen.
Das repräsentative Anwesen im renommiertesten Stadtteil Brooklyns wurde nach Plänen des norwegischen Architekten Arne Dehli in den Jahren 1906 bis 1908 gebaut. Es hatte mehr als 20 Zimmer, eine eigene Kegelbahn sowie einen Festsaal und einen Pferdestall.
Allerdings wurde die Villa 1972 abgebrochen.
Historische Fotos aus dem Nachlass Ludwig Nissens bildeten die Grundlage für eine Computersimulation, die es dem Besucher ermöglicht, das Haus virtuell zu begehen – ein in der deutschen Museumslandschaft bislang einmaliges VR-Erlebnis.
Dieses innovative Ausstellungsvorhaben wurde gefördert von: Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, dem Ministerium für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein, der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein und Nord-Ostsee-Sparkasse. hn
„Er würde sich amüsieren“
Dr. Paul-Heinz Pauseback über einen, der auch in schwieriger Lage seinen Mann stand
Dr. Paul-Heinz Pauseback ist Leiter des Nordfriesischen Auswanderer-Archivs im Bredstedter Nordfriisk Instituut. Ludwig Nissen entspricht also genau seinem Forschungsschwerpunkt.
Was unterscheidet – abgesehen von seinem Reichtum – Ludwig Nissen von anderen Einwanderern?
Pauseback: Seine Integrationsleistung.
Er hat sich schnell bis in die anglo-amerikanische Oberschicht vorgearbeitet und ist Teil der Wirtschaftselite geworden. Mit Leistung und Streitbarkeit hat er sich in diesem Haifischbecken behauptet. Dafür braucht man nicht nur Zähne, sondern muss auch wissen, wie man sie einsetzt.
Heute gilt der Handel mit Diamanten in weiten Teilen der Welt als blutiges Geschäft. Wie war das zu Nissens Zeit?
Diamanten und Perlen waren der Inbegriff von Luxus. Beide kamen aus dem Fernen Orient. Das klang nach Abenteuer. Nissen hat darüber auch Vorträge gehalten.
Aber natürlich war es schon damals ein schmutziges Geschäft, bei dem Ludwig Nissen allerdings die Rolle eines strengen Law-and-order-Mannes einnahm.
Was waren die Hauptschwierigkeiten, denen sich Nissen im Ersten Weltkrieg ausgesetzt sah?
Nissen war ja kein typischer Deutsch-Amerikaner, sondern vollständig in die anglo-amerikanische Oberschicht aufgenommen.
Im Krieg erfuhren die Deutsch-Amerikaner einen immensen Machtverlust.
Nissen verteidigte seine Sicht der Dinge, die der deutschen Propaganda entsprach.
Es müsse erlaubt sein, dass ein patriotischer Amerikaner auch die deutsche Position beziehe, forderte er und zog nicht den Kopf ein.
Wenn Ludwig Nissen heute durch seine Geburtsstadt liefe, was meinen Sie, würde er sagen?
Er würde sicher einiges wiedererkennen und sein Museum besuchen. Dort träfe er viele alte Bekannte. Ich bin sicher:
Er würde sich köstlich amüsieren.
Interview: Rüdiger Otto von Brocken
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